Project Description
Faro Bassooooooooooooh!
Allein der Benzinfilter ist ein Hingucker. Auch wenn man ihn normalerweise gar nicht sieht. Mit seinem Schauglas, das wirklich aus Glas ist. Wie er zentral im Tunnel zwischen den beiden wunderbar wohlgeformten Backen sitzt, verborgen hinter einer gelochten Klappe. Die hat man damals gebraucht, um dem Vergaserchen möglichst die maximale Luftmenge zuführen zu können. Oder diese ellipsenförmige Spezialschwinge, die aussieht, als sei sie aus dem vollen Block geschnitzt. Um dem nur acht Zoll großen Vorderrad die bestmögliche Führung zukommen zu lassen. Gibt es sehr selten, wird fast mit Gold aufgewogen heutzutage. Und gibt es in Italien als Nachfertigung.
56 steht handgepinselt auf dem großen, ausladenden Beinschild, bewacht vom schräggestellten Vespa-Schriftzug, 56 steht auf jeder der beiden Backen. Das Geburtsjahr des Rahmens. Aber genauso der Hinweis: Freunde, ich kann schnell, wenn ich will. Denn ich bin nicht nur eine Vespa, die die Lampe unten trägt und deshalb von Kennern liebevoll Faro Basso genannt wird. Ich könnte aus dem Stand die Sei Giorni, das legendäre Sechs-Tage-Rennen, mitfahren. Und locker das Kotflügelchen als Erste über die Ziellinie schieben. Wenn es so etwas noch gäbe…
Die Faro Basso von Marcus Leykam ist genau das, wonach du dir als Vespa-Liebhaber die Finger abschleckst. Genau so willst du sie in der Garage stehen haben. Nicht für jeden Tag. Sondern für den täglichen Vespa-Feiertag. Startbereit. Eine Ratte, wie die Roller heißen, denen man das Leben auf jedem Quadratzentimeter Blech ansehen darf. Weit weg davon, Hochglanz-Lack und streifenfreien Chrom zu Markte zu tragen. Vermeintlich schön gemacht. Um den Rest des Lebens in Wohnzimmern oder Museen als Schaustück zu verbringen. Marcus Leykams Faro Basso ist gemacht fürs Rennen, für artgerechte Bewegung auf der Straße.
Über zehn Liter Gemisch gehen in den Tank, der sich wie eine kleine Kuppel, wie ein Rennhöckerchen, hinter dem wunderschön eingerittenen Schwingsattel in den erotischen Hintern der Vespa einfügt. Die Jungs, die hier die Teile zusammengefügt haben, haben das kundige Händchen und den perfekten Geschmack gehabt. Nirgends haben sie zu dick aufgetragen, nirgends findest du billigen Blech-Klimbim. Alles sieht aus, als trüge es die Startnummer 56 schon seit über 60 Jahren genau so am Leib. So stimmig, als hätten es Vespa-Erfinder Corradino D’Ascanio und seine Jungs damals persönlich montiert, bevor die Vespa aus der Halle am Flugplatz in Pontedera auf den Asphalt gerollt wurde.
Was dir die feinen Härchen aufstellt, ist nicht nur die Summe der Details, die ein rundes Bild und das Haben-wollen-Gefühl erzeugt. Es ist auch der Klang, der so unverwechselbar ist für die Lampe unten: Das turbinenhafte Geräusch des tief geschüsselten Lüfterrads. Das leicht unruhige Standgas, dem du ewig zuhören kannst. Das extrem kurze Ankick-Geräusch. Und dann die Vorstellung, mit ihr in den Frühling zu fahren… Gut, das kann jetzt nur einer. Aber ein bisschen träumen und gucken, das ist erlaubt. Oh, Faro Bassoooooooooh!