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Pass(t) doch – Der Wurmlohpass

„Was?“ – eigentlich ist es eher ein „WAAAAASSSSSSS?“ mit gefühlt 28 A in der Mitte. Der in Ehren ergraute alte Fahrlerer mit Hunderttausenden von Kilometern in den Knochen – viele davon auf zwei Rädern, schaut über den Tisch rüber, dreht sein Bierfläschla in der Hand und kratzt sich am Kopf. „Was“, fragt er nochmal, „du kennst echt den Wurmlohpass nicht?“ Das Entsetzen von Richard, dem Fahrlehrer, ist nicht gespielt. Denn er hätte mir als altem Oberfranken wohl doch aweng mehr zugetraut. Aber: Wurmlohpass findet sich bis zu jenem Abend bei einem Feierabendseidla nicht in meinem Wortschatz. Weil Pass und Oberfranken – das geht ja eigentlich nicht zusammen. Eben. Eigentlich.

Deshalb haben wir uns mit einem ziemlich ungleichen Gespann auf die Suche nach dem Pass gemacht. Stefan mit seiner 748er Duc, ich mit der Vespa GTS. Und auch wenn 2022 eher der Urlaub zuhause ansteht, seit die Heizöl-Bestellung raus ist, muss man ja noch lange nicht auf genussvolles Heizen verzichten. Vor allem, wenn das Gute so nah liegt. Und sich jede Kurve hinter der Bayreuther Stadtgrenze wie ein Stückchen Urlaub anfühlt. Kein Wunder, dass viele hier Urlaub machen. Also richtigen Urlaub. Nicht nur mit Leidenschaft hier gern wohnen.

Es gibt sicher unendlich viele Wege, um den Wurmlohpass anzusteuern. Einer der schönen führt über Weidenberg Richtung Immenreuth. Es wird hinter Weidenberg kurviger, ab Punreuth wird es enger. Bergiger. Anspruchsvoller. Immer schöner fürs Fahrerherz. Herrliche Schilder, auf denen acht Prozent, zehn Prozent oder mehr steht. Leider auch einige, auf denen 60, 70 oder 80 steht. Was aber dem Spaß keinen Abbruch tut. Weil die Landschaft herrlich ist. Weil es authentisch ist hier. Lost Places. Liebevoll Restauriertes. Abwechslung fürs Auge. Und fürs Hirn. Du fährst in Richtung Immenreuther Skilift. Kommst an Ölbrunn vorbei und an Babilon. Und wer ein bisschen Benzin im Blut hat, der wird in Brand am Ortsausgang magnetisch angezogen von der Auto-Edelschmiede Mansory, auf deren Hof hinter einem dicken Tor nur Ware vom Feinsten steht: Rolls-Royce, Bentley, Maybach, Ferrari, Lamborghini. Veredelt. Nicht von der Stange.

Doch uns steht der Sinn nach Spaß mit Pass: Und der ist nah. Am herrlichen Nageler See vorbei, den du links liegen lassen musst, geht es durch Nagel weiter nach Wurmloh. Ja, es geht hinauf. Stetig rauf. Und dann steht es plötzlich rechts, das Schild, das du so ähnlich aus Österreich oder aus den Dolomiten kennst: Wurmlohpass steht drauf. 652 Meter über dem Meer. Sanft schwingst du der Kuppe entgegen, tauchst dann in ebenso sanft geschwungenen Kurven Tröstau entgegen. Ein kurzes, aber umso intensiveres Vergnügen, das sich wirklich wie Urlaub anfühlt. Und das du verbinden kannst mit einem Abstecher nach Fichtelberg oder Bischofsgrün – oder eine der vielen, vielen anderen Einkehr-Möglichkeiten links und rechts der B 303, bevor du wieder ins Winkelwerk der kleinen Straßen abbiegst und im Idealfall über Warmensteinach wieder Richtung Bayreuth wedelst. In ganz entspannten zwei, drei Stunden – ohne Stress. Nach denen du sagst: Pass in Oberfranken? Doch! Und den Wurmlohpass nie mehr vergisst. Weil Richard recht hat: Den nicht zu kennen, ist eine Bildungslücke.